Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
am Volkstrauertag gedenken wir jedes Jahr der Toten der beiden Weltkriege sowie der Opfer des Nationalsozialismus.
Zu Ehren der Toten aus unserer Gemeinde, mehr als hundert in den beiden Kriegen, haben wir im Vorraum einen Kranz niedergelegt.
Der 1. Weltkrieg von 1914 bis 1918 war das Ereignis eines zügellosen Nationalismus der führenden europäischen Nationen. Er kostete mit 17 Millionen Toten einer ganzen Nation junger Europäer das Leben.
Der 2. Weltkrieg war das Produkt der national – sozialistischen Ideologie und der Verbrecher – Clique um Hitler, Göbbels und Himmler. Sie teilten die Welt in Herren – und Untermenschen auf – und in Juden.
Die minderwertigen Rassen wie die Osteuropäer sollten der germanischen Herrenrasse dienen; die Juden sollten als rechtlose Parasiten ausgerottet werden. Der Krieg kostete 55 Millionen Menschen weltweit das Leben, darunter 6 Millionen Juden.
In den letzten 25 Jahren habe ich an dieser Stelle die Schrecken des Krieges dargestellt:
• das sinnlose Leiden und Sterben der jungen Soldaten
• das Sterben von Frauen und Kindern in den bombardierten Großstädten
• das Leiden der Vertriebenen am Ende des Krieges
• das Sterben von Millionen deutscher und russischer Kriegsgefangener
Auch die unvorstellbaren Gräueltaten, die deutsche Soldaten, SS und männliche und weibliche Wachmannschaften den Juden angetan haben, habe ich ausführlich geschildert.
Nach diesen Ereignissen, wie aus der biblischen Apokalypse, nach Giftgaseinsätzen im 1. Weltkrieg und Atombombenabwürfen in Hiroshima und Nagasaki, gingen viele Menschen – ja sogar Politiker – davon aus, dass es keine großen Kriege mehr geben würde.
Es etablierten sich Organisationen wie die Uno, die den Weltfrieden und die Einhaltung des Völkerrechts garantieren sollten.
In West – Europa sicherte uns die Europäische Union eine Friedensphase von fast 80 Jahren – das gab es in der Geschichte noch nie.
Und wie sieht es heute in der Welt aus?
• Putins Russland überfällt grundlos die Ukraine und mordet seit 3 Jahren durch Bombenterror tausende Zivilisten, darunter hunderte Kinder;
• Im Sudan und Südsudan toben fürchterliche Bürgerkriege mit Zehntausenden von Opfern, vor allem Frauen und Kinder;
• Der IS verübt einen beispiellosen Völkermord an den Jesiden und versklavt tausende Frauen und Kinder;
• Die Hamas schlachtet über 1300 jüdische Bewohner an der Grenze zum Gazastreifen ab und entführt 250 Geiseln;
• Israel bombardiert Städte im Gazastreifen und Libanon mit tausenden Opfern unter der Zivilbevölkerung;
• Nordkorea und der Iran basteln an der Atombombe und finanzieren Terror – Banden in aller Welt;
Und was ist die Antwort der westlichen Welt?
Jedes Land in Europa pocht auf seine nationalen Interessen; die EU wird in Frage gestellt.
Der neu gewählte amerikanische Präsident droht mit einem Rückzug aus der Nato.
Man hat scheinbar nichts gelernt aus der Geschichte!
Mit rechten Ideologien fingen die Katastrophen des 20. Jahrhunderts an, befeuert durch Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus – und dem Hass auf Minderheiten allgemein.
Das Erschreckende ist, dass die Mehrheit der Bevölkerung die schlimmen Parallelen zur damaligen Zeit nicht sehen will und den Parolen rechter Scharfmacher folgt.
Meine Hoffnung ist, dass die Menschen erkennen, wohin Nationalsozialismus, Hass und Antisemitismus führen.
Die anstehenden Probleme und Krisen können durch internationale Zusammenarbeit, Stärkung der EU und bedingungslose Verteidigung des Rechtsstaates bewältigt werden.
Hierzu sollen die Millionen Toten der Weltkriege Ansporn und Mahnung sein!
Danke!
Matthias Müller, Ortsbürgermeister
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