Kurzer Abriss der Gemeindegeschichte
bis 400 n. Chr.
Gräber – und Streufunde aus römischer Zeit belegen, dass Bullay schon in römischer Zeit besiedelt war.
1150
erste urkundliche Erwähnung „Buley infra Cell (unter Zell); Bullay stand bis 1806 unter der Herrschaft verschiedener niederrheinischer Adelsgeschlechter. Es war umgeben von Orten die sämtlich zu Kurtrier gehörten. Deshalb galt in Bullay ein anderes Recht als in den umliegenden Orten. Hatte sich jemand strafbar gemacht im trierischen Gebiet, so konnte er nach Bullay flüchten und von den Bütteln des Trierer Erzbischofs nicht verfolgt werden. Daher stammt der Spruch: „Küss mich zu Bullay.“
1220
wird eine Kapelle in Bullay erwähnt als Vikarie von Zell.
15. – 16. Jhd.
Erzabbau in Bullay, Silber, Blei und Eisen
16. Jhd.
erstmals wird die Lage „Brautrock“ urkundlich erwähnt. Die Bullayer Kirchweih war im Übrigen berühmt – berüchtigt. Scheinbar fanden anlässlich der Kirchweih regelrechte Trinkwettbewerbe statt, berühmt ist die Geschichte von Friedrich dem Hattsteiner, der im 14. Jhd. ein kleines Fass ausgetrunken haben soll.
15. – 19. Jhd.
In Bullay hatten folgende Adelsgeschlechter Herrschaften oder Rechte:
- Die Freiherren Boos von Waldeck
- Die Freiherren von Ahr zu Lissingen
- Die Freiherren von Breiten – Landenberg
- Die Freiherren Zandt von Merl zu Arras
- Die Freiherren Beißel von Gymnich, zuvor das Geschlecht von Metzenhausen
Rechtsstreitigkeiten im Mittelalter bis 1806
Die Lage Bullays führte zu erheblichen Schwierigkeiten und Streitigkeiten mit den Kurtrierischen Nachbargemeinden. So gab es zahlreiche Rechtsstreite um das Fährrecht zwischen Alf und Bullay, das mehrfach wechselte (17. Jhd.). Beschwerde führten die Bullayer vor dem Reichsgericht (1750 – 1792) über benachbarte kurtrierische Orte, weil diese den Zugang zu Orten im Hunsrück blockierten. Außerdem führten auch die verschiedenen Adelsgeschlechter, die teilweise Besitzungen in Bullay hatten, untereinander Rechtsstreite, um Steuern, Abgaben oder um die Gerichtsbarkeit in Bullay (von Boos und von Landenberg gegen Beisel von Gymnich im 18. Jhd.)
ca. 1780 Liste der sesshaften Bürger
- 36 Bürger mit vollen Rechten
- 3 Witwen
- 2 Beisassen (grundbesitzlose Einwohner, die nicht das volle Bürgerrecht besaßen sowie die Schutzjuden Jakob Hirsch, Leib Salomon und Elias David)
Da nur die Haushaltsvorstände aufgelistet sind, ist von einer Bevölkerungszahl von rund 200 auszugehen. Bei der 1. Zählung 1815 gab es in Bullay 209 Einwohner.
1794 – 1814
stand Bullay unter französischer Herrschaft und gehörte zum Kanton Zell.
1815
Bullay wurde mit den Rheinlanden Preußen zugesprochen und gehörte zum Landkreis Zell.
19. Jhd.
Ein teilweise drastischer Verfall des Weinpreises führte auch in Bullay im Jahre 1848 zu Unruhen. In diesem Zuge wurde ein Teil des Bullayer Waldes abgeholzt. Der Erlös sollte unter den Bürgern verteilt werden. Dies wurde jedoch von Polizeikräften unterbunden.
1871 – 1953
Neue Bullayer Kirche
1618 wurde eine Kirche am heutigen Lindenplatz, damals am Ortsrand des Dorfes, errichtet, die eine ältere Kapelle ersetzte. Diese Kirche war für die größer gewordene Einwohnerzahl Bullays in den 1870er Jahren zu klein und außerdem in einem schlechten baulichen Zustand. Sie wurde 1877 abgerissen.
Die neue größere Kirche sollte ursprünglich am gleichen Ort errichtet werden, es war jedoch kein ausreichender Platz vorhanden.
Durch die Schenkung eines Grundstückes von 760 m² von Witwe Anna Maria Müller im Jahre 1871 konnte dann die Kirche an der heutigen Stelle zwischen zehnthaus – und Kirchstraße gebaut werden.
Die Eröffnung fand 1873 statt.
Der Friedhof wurde bis nach dem 1. Weltkrieg benutzt und dann an den Ortsrand in die Graf – Beisel – straße verlegt, wo er sich heute noch befindet.
In den 30er Jahren wurde das Kirchenschiff umgebaut und erhielt seine heutige Form. Teilweise wurde der Umbau finanziert durch ein sogenanntes „Glockengeld“, das alle Gläubigen ab 1929 zu entrichten hatten.
Im Jahre 1952/53 wurde der Glockenturm angebaut (weiteres siehe Seite der katholischen Kirchengemeinde)
1879
Bau der Eisenbahnstrecke Trier – Koblenz
Dies führte zu einem wirtschaftlichen Aufschwung, durch die Ansiedlung von Bahn und Post im Ort, Bullay hatte 1905 654 Einwohner.
19.08.1905
Inbetriebnahme der Moseltalbahn von Bullay nach Trier
31.12.1962
erfolgte die Stilllegung der Moseltalbahn
1908
Nach dem Umzug von Sohren nach Bullay errichteten 3 Söhne des Bauunternehmers Anker eine Ziegelei mit Ringofen und 8 Kammern. Er befand sich an der Stelle, die heute mit dem Edeka – Markt bebaut ist. In einem Arbeitsgang konnten 60.000 Steine gebrannt werden.
Vorher gab es den sogenannten „Feldbrand“; da wurden die geformten und getrockneten Ziegel am Kohlefeuer gebrannt (heute: „Auf Schiels“).
Viele Häuser, die teilweise noch heute ortsbildprägend sind, wurden deshalb nicht mehr mit Bruchsteinen und Fachwerk, sondern mit Ziegeln errichtet. Während des 1. Weltkrieges wurde die Ziegelei wegen Kohlemangel stillgelegt, durch einen Brand zerstört und nicht wieder aufgebaut.
1913
Die Bahn errichtet das erste Elektrizitätswerk in Bullay. Es befand sich an der Stelle der heutigen Firma Lohmann. Es wurde mit Kohle und Koks betrieben. Wegen der hohen Kosten waren aber sehr viele Familien noch nicht ans Stromnetz angeschlossen. Während des Krieges wurde es mangels anderer Rohstoffe mit gepresstem Torf betrieben. Das E – Werk wurde 1919 stillgelegt, als Bullay an das überörtliche Stromnetz angeschlossen wurde.
1914 – 1918
Wie in vielen Teilen des Reiches war auch in Bullay die Begeisterung über den Kriegsbeginn groß. Frauen und Kinder überreichten den zur Front fahrenden Soldaten Geschenke und Blumen.
Am Bahnhof in Bullay wurde eine Verwundetenempfangsstelle eingerichtet, von wo aus die verletzten Soldaten auf nahegelegene Lazarette verteilt wurden.
Gegen Ende des Krieges (1917 – 1918) wurde die Verpflegungssituation immer schlimmer. Wer nur auf Lebensmittelmarken angewiesen war, hungerte.
20 junge Bullayer Männer sind im 1. Weltkrieg gefallen (siehe Ehrentafel).
1923 – 1927
Planung und Neubau der Schule am Lindenplatz
Da die Alte Schule renovierungsbedürftig und zu klein war, beschloss der Gemeinderat einen Schulneubau am Lindenplatz. Die Finanzierung erwies sich als schwierig wegen der galoppierenden Inflation. Bei der Kommunalkasse wurde eine Anleihe von 300 Billionen Mark aufgenommen, die später auf 900 Billionen Mark aufgestockt wurde. Baubeginn war der 18.Juni 1926, Eröffnung 1927. Es entstand das heute noch genutzte Schulgebäude mit 3 Klassenräumen und 2 Lehrerwohnungen.
Bullay ist einer der wenigen Orte, die die Schulgeschichte anhand der noch bestehenden Gebäude dokumentieren kann. Die 1. Schule, errichtet im 17. Jhd., ist das älteste noch erhaltene Schulhaus an der Mittelmosel. Es befindet sich in privater Hand und ist liebevoll restauriert worden (Zehnthausstraße 18). Darüber befindet sich die Schule, die von 1875 – 1927 benutzt wurde, Backsteingebäude gegenüber der Kirche.
1918 – 1933
Bis 1930 stand Bullay unter französischer Besatzung, die als bedrückend und demütigend empfunden wurde.
Die wirtschaftliche Lage war schlecht und durch die Hyper – Inflation geprägt; der größte Teil der Winzer ist überschuldet. Erst ab 1930 bessert sich die wirtschaftliche Lage.
1933 – 1945
Bei allen freien Wahlen war in Bullay die katholische Zentrumspartei stärkste Kraft. Der gewählte Bürgermeister Karl Uwer wurde 1933 trotz zweimaliger Wahl durch die Nazis abgesetzt.
Schon 1933 hat der Gemeinderat dann Adolf Hitler die Ehrenbürgerschaft angetragen. Die seit Anfang des 19. Jahrhunderts vorhandenen Protokollbücher der Gemeinde wurden für den Zeitraum der NS – Zeit manipuliert und nachträglich eingefügt, wohl um Entscheidungen nicht einzelnen Personen zuordnen zu können.
Wirtschaftlich stabilisierte sich die Lage, die Einwohnerzahl stieg 1939 auf 1090.
Dies änderte sich mit dem Beginn des Krieges, der auch für Bullayer Bürger Tod Vernichtung brachte.
Wegen der Moselbrücke fanden zahlreiche Luftangriffe der Alliierten statt, die viele Häuser in Bullay und Neumerl zerstörten und wobei immer wieder Zivilisten ums Leben kamen.
Insgesamt fielen 35 Soldaten aus Bullay im 2. Weltkrieg.
Auf dem Soldatenfriedhof an der Marienburg wurden die Gefallenen der letzten Kämpfe im Frühjahr 1945 um den Prinzenkopf beerdigt.
Ein besonders düsteres Kapitel ist das Ende der jüdischen Gemeinde in Bullay.
Schon im 17. Und 18. Jahrhundert gab es sogenannte Schutzjuden in Bullay, die dem Landesherrn zwecks deren Schutz ein jährliches Schutzgeld zu entrichten hatten.
Von alters her gab es einen jüdischen Friedhof am Ortsausgang in Richtung Neef.
Seit dem 19. Jahrhundert gibt es den heute noch existierenden und von der Gemeinde gepflegten jüdischen Friedhof in der Nispelter Kehr.
1930 lebten in Bullay die jüdischen Familien:
- Ida & Julius Harf und 2 Kinder, USA
- Gustav Harf und Julie, Unteroffizier im 1. Weltkrieg, 1944 verhaftet und in Ausschwitz ermordet
- Söhne: Arthur Harf & Julius Harf, USA
- Emma und Julius Salomon mit Söhnen Oskar & Arthur; Julius Salomon war deutscher Soldat im 1. Weltkrieg, USA
- Oskar und Betty Salomon, USA
- Julius und Emma Kahn, mit den Söhnen Hans, Walter und Ernst, USA
Nur durch Auswanderung und Flucht konnten die ehemaligen Bullayer jüdischen Mitbürger der Vernichtung entgehen.
1950 – 1960
Wiederaufbau und Wirtschaftswunder; Erweiterung des Ortes durch Neubaugebiete oberhalb der Bahn
Hans Imhoff eröffnet 1950 die gleichnamige Schokoladenfabrik; größter Arbeitgeber im Kreis Zell.
In den 1980ziger Jahren verlegt Imhoff die Produktion nach Köln, das Fabrikgebäude wird abgerissen.
Die Wäscherei Schewe, Druckerei Lohmann, Fa. Gebr. Lohmann, Weinbaubedarf und die Maschinenfabrik Dietzler (heute Pressta – Eisele) beschäftigen mehrere Hundert Arbeitskräfte.
1960
Moselfähre Bullay – Alf
Ab 1960 wurde die alte Fähre durch eine Motorfähre ersetzt. Bis zu diesem Zeitpunkt war ein Drahtseil über die Mosel gespannt, der eine Fährmast stand in der Nähe des Sportplatzes unterhalb des Schulhofes. Die Fähre war mit einem Seil und Umlenkrolle mit diesem Stahlseil verbunden. Unter Ausnutzung der Strömung wurde die Fähre und ihre Fracht dann über die Mosel befördert. Vor dieser Zeit erfolgte der Fährbetrieb mit einem Nachen, der von dem Fährmann mit einer langen Stange von einem Ufer zum anderen bewegt wurde.
1964
Eingemeindung Neumerl nach Bullay
Nach dem Bau der Eisenbahnstrecke Trier – Koblenz und der Moseltalbahn nach Trier und Ansiedlung des Postamtes wuchs Bullay. Viele Auswärtige, die bei den Verkehrsbetrieben arbeiteten, benötigten Wohnraum. Außerdem brauchte man Übernachtungsmöglichkeiten für Geschäftsreisende. In der Nähe des Bahnhofes, allerdings auf der Gemarkung Merl, entstand eine Siedlung, in der sich neben Wohngebäuden Gewerbe, Hotels und Handwerksbetriebe ansiedelten. Optisch bildete Neumerl eine Einheit mit Bullay. Es gab daher schon um die Jahrhundertwende, dann 1910, 1929, 1932 und 1937 Umgemeindungsanträge, die jedoch sämtlich abschlägig beschieden worden. In einer Versammlung der Wahlberechtigten am 14.12.1958 sprachen sich 80 % der Wahlberechtigten für die Eingemeindung nach Bullay aus. Durch Landesgesetz wurde Neumerl dann im September 1964 nach Bullay eingemeindet.
Die Eingemeindung wurde mit dem 1. Herbstfest gefeiert, eine Veranstaltung, die auch heute noch Tausende Besucher anzieht. In den ersten Jahren gab es jeweils eine Verlosung mit einem PKW als Hauptgewinn. Jeder Teilnehmer gewann mindestens eine Tafel Schokolade. Die Verlosung wurde von dem Schokoladenfabrikant Hans Imhoff gesponsert.
1960 – 1970
Bullay wächst und hat 1970 1296 Einwohner; 1972 betrug die Schülerzahl der Grundschule (Klassen 1 – 4) 143 (mit Neef).
Ab 1980
Zuzug von Gastarbeitern, vor allem von türkischen Staatsangehörigen, einer der ersten war Husseyin Akin mit seiner Familie. Heute hat die türkische – islamische Union ca. 60 Mitglieder und ist integraler Bestandteil der Dorfgemeinschaft.
2007 wird das türkisch – islamische Kulturhaus am Grünen Weg eröffnet mit Gebetsraum des sunnitischen Ritus; es ist die einzige Moschee im Kreis Cochem – Zell.
Überwiegend ist die Bevölkerung römisch – katholisch; (siehe Seite der katholischen Kirchengemeinde); eine Minderheit ist protestantisch.
1986
wird die Mehrzweckhalle im Kleinbahnsloch eröffnet; Schul – und Vereinssport, Sitzungen und Karnevalsveranstaltungen können dort durchgeführt werden.
1970 – 1990
Ausbau der Zehnthausstraße, des alten Ortskerns von Bullay.
Dabei werden teils ortsprägende Fachwerkhäuser und ortsgeschichtlich wichtige Bauten wie der Herrenkelter und die Kapelle in der Donau (heute Marienstele) abgerissen.
1989 wird die 1899 gegründete Weinbauschule zur Ausbildung von Winzern geschlossen und kurze Zeit später das Kreisweingut Sonneck geschlossen und verkauft.
1990 – 1999
Das Baugebiet „Purth“ wird nach einer Grundstückszusammenlegung erschlossen. Ca. 100 Bauplätze entstehen, die schnell bebaut werden.
Zuzug vieler russlanddeutscher Familien
1998
Bau des Bauhofes & des Jugendraumes
August 1999
Verheerendes Erdbeben in Gölcük, Marmarameer, Türkei
Dorther stammt ein Großteil der türkisch – stämmigen Mitbürger. In einer Gemeinschaftsaktion der türkisch – islamischen Union, der katholischen Kirche und der Gemeinde Bullay werden über 50.000 DM gesammelt sowie 20 Tonnen Hilfsgüter. Diese werden in die Türkei gebracht und dort von einer Delegation aus Bullay verteilt.
1999 – 2010
Nach der Wahl des OBM Matthias Müller wird das Gemeindebüro in die MZH verlegt.
Im Januar 2001 wird gegen erheblichen Widerstand im Gemeinderat der erste Computer mit Drucker für 4.278,08 DM angeschafft (GR – Sitzung vom 31.01.2001; 11 ja, 5 nein)
2000
Eröffnung des Umweltbahnhofes (Architekturpreis) mit P + R + Busbahnhof als modellhafte Verknüpfung von Bahn-, PKW-, Bus- und Fahrradverkehr.
Ca. 2015 wird ein Teil des Daches des Busbahnhofes zurückgebaut, weil wegen eines Planungsfehlers Feuchtigkeit in die Holzkonstruktion eingedrungen ist.
Ab 2000
Erschließung der Baugebiete „Auf Schiels“, „Moseltor“ und „Nispelter Kehr“. Der letzte gemeindliche Bauplatz wird 2017 verkauft.
2002
Eröffnung des naturnahen Spiel – und Freizeitgeländes im Baugebiet „Purth“ mit Beach-, Volleyball-, Basketball- , Spiel – und Grillplatz.
Für die Errichtung dieser vielfältigen Begegnungsmöglichkeiten verzichtet die Gemeinde auf den Verkauf mehrer Bauplätze
Partnerschaft mit der bulgarischen Schwarzmeerstadt Burgas; mehrere Besuche von bulgarischen und deutschen Schülern sowie Vertretern der Partnerstädte im jeweils anderen Land. Nach ca. 5 Jahre ist die Partnerschaft wegen der großen Entfernung und der hohen Kosten nicht mehr fortgeführt worden.
2002
Errichtung des gemeinsamen Bauhofes der Gemeinden Bullay und Alf, der erfolgreich bis heute arbeitet
Ab 2005
Einführung der „wiederkehrenden Beiträge“ und Aufstellung von Fünfjahresplänen zur Sanierung der Gemeindestraßen
Bis 2020 sind außer der Alten Poststraße (Ausbau 2020/21 beschlossen) und der Kirchstraße alle Straßen saniert
2007
Erste gemeindliche Photo – Voltaik – Anlage im Kries auf dem Dach der MZH und des Bauhofes
Einspeisevergütung nach EEG fest für 20 Jahre ca. 55 cent/kwh
2008
Bereits um 1894 wurde an der engsten Stelle der Moselschleife um die Marienburg ein Aussichtsturm aus Stein errichtet (Prinzenkopf).
Dieser wurde im 2. Weltkrieg von deutschen Truppen gesprengt, um bei Angriffen alliierter Bomber auf die Bullayer Brücke keinen Orientierungspunkt zu bieten. Nach dem Krieg wurde der Aussichtsturm als Holzkonstruktion wieder errichtet, der allerdings 2005 wegen Instabilität nicht mehr begehbar war.
Die 6 Moselgemeinden der VG und die VG Zell haben einen neuen Aussichtsturm als Gemeinschaftsprojekt errichtet. Die Stahlkonstruktion, die als Sieger aus einem Wettbewerb hervorging, wurde auch aus Mitteln der EU gefördert. Die feierliche Eröffnung fand im Oktober 2008 statt.
Neben diesem Projekt haben die Moselgemeinden Pünderich, Briedel, Zell, Alf, St. Aldegund, Neef und Bullay im Rahmen der Interkommunalen Zusammenarbeit weitere Projekte gemeinsam unterstützt wie Radwege, Hochwasserwege, Schwimmbad Alf (bis zur Schließung).
2009
Verhandlungen über eine Fusion der Gemeinden Bullay und Alf scheitern endgültig
2016
Endgültiges Scheitern der Sanierungsbemühungen für das Freibad Alf; endgültige Schließung
Übernahme des Kindergartens von der Kath. Kirchengemeinde im Wege des Erbbaurechts; Sanierung des Altgebäudes und Anbau eines Neubaus zur Ermöglichung der Ganztagsbetreuung ( 3 Gruppen á 25 Kinder) zusammen mit der Gemeinde Neef für ca. 1, 5 Millionen Euro
2017
Partnerschaft mit Kisaro /Ruanda im Zusammenhang mit dem Kunga – Ruandahilfe e.V. Dieser hat im Bereich der Partnergemeinde verschiedene Hilfsaktionen für arme Bevölkerungsgruppen sowie an Schulen durchgeführt. Die Partnergemeinde wird jährlich besucht.
2019
Eröffnung des Edeka – Marktes auf dem Gelände der ehemaligen Schokoladenfabrik Imhoff
Ab 2019
Bau der Anlage „Moselresidenz“ am Kleinbahnhof mit 60 Wohnungen;
Fertigstellung 2021; eine Erweiterung ist geplant für das Gebäude der RWZ (geschlossen Okt. 2019)
2012 und 2019
Umfassende energetische und bauliche Sanierung der MZH
2019/2020
Anbau einer Mensa an die Grundschule Bullay
Einwohner 31.12.2019 : 1601 mit Hauptwohnsitz, 8 Arztpraxen
2020 bis 2020
Fertigstellung des 1. Bauabschnitts der Moselresidenz am Kleinbahnhof mit 58 Wohnungen, die alle verkauft bzw. vermietet sind. Der 2. Bauabschnitt ist im Bau, die Fertigstellung mit 60 Wohnungen wird 2024 erwartet.
Einwohner mit Hauptwohnsitz (31.12.2021): 1667
Einwohner mit Hauptwohnsitz (31.12.2022): 1744
Quellen
- Chronik der Gemeinde Bullay, erstellt von Winfried Schubert im Auftrag der Ortsgemeinde, nicht veröffentlicht, 1995
- Pfeifer, N. , Chronik der Gemeinde Bullay, nicht veröffentlicht, 1959
- Schleindel, Spuren der Vergangenheit; Geschichte der Juden im Kreis Cochem – Zell, 2010
- Lesenswert zur Geschichte von Bullay: KuLaDig; Kultur.Landschaft.Digital.URL:https://www.kuladig.de (Stand 26. März 2020) „Ortsgemeinde Bullay“
Die Geschichte des Bullayer Brautrock
Die Geschichte des Bullayer Brautrocks, auf der die Benennung der Weinlage „Bullayer Brautrock“ basiert, ist folgende:
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts waren wieder einmal die gräflichen Kassen leer. Man hatte der Feste zu viele gefeiert und fast den ganzen Besitz verprasst. Alle Hoffnung ruhte auf dem jungen Grafensohn, der ein gut betuchtes Ritterfräulein freite. So wie im Märchen kam es zu der Hochzeit. Aber nach geltendem Brauch musste der Ritterknabe mit der Brautausstattung auch den Brautrock bezahlen. Das gab ernsthafte Schwierigkeiten, denn man wird sich erinnern, dass ja alle Kassen leer waren, und der reiche Brautvater, obgleich er dem jungen Grafensohn sehr zugetan war und auch nebenbei dem Glück seiner Tochter nicht im Wege stehen wollte, eisern auf die Erfüllung der Sitten bestand.
Es gab Tränen, ein weiches Vaterherz und damit auch einen Kompromiss. Gegen die Übereignung einer ganzen Weinlage, erklärte sich der Brautvater zur Beschaffung des Brautrockes bereit, und gleichzeitig traf er auch die Vorbereitungen für die Hochzeitsfeier seiner Tochter. Fürstlich prunkvoll war die Hochzeitstafel, erlaucht die Gästeschar und großzügig der Brautvater, als er seinem Eidem mit großem Zeremoniell die Weinbergslage zurückschenkte.
Die an den Schenkungsakt geknüpfte Bedingung aber zeigte die Schläue des reichen Burgherren. Er verfügte, dass fortan der Erlös aus dem Brautrockweinberg ganz allein seiner Tochter zustehe. Sie möge dann von eigenem Besitz zehren können, wenn der junge Graf auch einmal im Feiern und Zechen keine Grenzen kenne und einhalten wolle. Klar, dass der Gerichtsschreiber dieses Vermächtnis aktenkundig machte. Verständlich auch, dass im königlich preußischen Kataster der Lagename beibehalten wurde.
Bau der Eisenbahn und der Doppelstockbrücke
Der Bahnhof Bullay und die Bullayer Eisenbahnbrücke waren für die „Alliierten“ ein häufig bombardiertes Ziel um die Bahn-Infrastruktur zu zerstören.
Zahllose Bomben wurden auf den Bahn-Knotenpunkt Bullay mit Brücke abgeworfen. Zahllose Häuser wurden zerstört, viele Menschen mussten ihr Leben lassen. Aber getroffen und zerstört wurde die Bullayer Brücke erst durch die deutsche Wehrmacht auf dem Rückzug Richtung Osten über den Hunsrück. Wie fast jede Familie hatten auch wir „Einquartierung“. Einer der deutschen Soldaten fuhr eine Seitenwagen-Maschine und lud mich als knapp 5jährigen zu einer „Spritztour“ ein. Wir fuhren dabei auch über die Bullayer Brücke und ich erinnere mich deutlich an ein Loch in der Fahrbahn verursacht von einem Blindgänger.
Das folgende Foto zeigt die Brücke im Januar 1945 mit dem „Marienburger Sattel“. Die vielen schwarzen Flecke sind Bombentrichter. Wenn man heute über den „Marienburger Pfad“ von der Alfer Brückenseite hoch zur Marienburg wandert sieht man noch zwei der Bombentrichter im Wald:
Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie Koblenz-Trier 1878/1879 wurde unsere Region zwar an das deutschlandweite Streckennetz angeschlossen. Weil aber die neue Bahnlinie die kürzere Strecke durch die Wittlicher Senke nahm blieb die Strecke zwischen Bullay und Trier entlang der Mosel vom Bahnverkehr abgeschnitten. 1900 begannen die Planungen für die „Moseltalbahn“, 1903 wurden erste Teilstrecken eröffnet und 1905 die gesamte Strecke zwischen Trier und Bullay mit insgesamt 38 Haltestellen.
Gemütlich tuckerte die einspurig ausgebaute Bahn in fast vier Stunden von Bullay nach Trier oder zurück. Ob es stimmt, weiß man nicht: es wird aber berichtet, dass das Zugpersonal schon mal an einem Bahnhof sich einen „schnellen Schoppen“ genehmigte. Der Spottname „Saufbähnchen“ scheint also berechtigt gewesen zu sein.
Ab 1961 wurden erste Teilstrecken wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt und 1966 der Betrieb ganz eingestellt. Auf der Trasse der ehemaligen „Moseltalbahn“ verlaufen heute teils Straßen oder Radwege.
Das Foto zeigt den Bereich des Kleinbahnhofs Bullay. Die Bahngebäude existieren heute noch. Das Gelände des Bahnhofs war über Jahre ein kleines Gewerbegebiet auf dem derzeit eine große Wohnanlage errichtet wird.
Das Foto zeigt aber auch, wie enorm sich das Dorf Bullay entwickelt hat. Die im Krieg zerstörte Bullayer Kirche ist noch „geostet“ und steht im rechten Winkel zur Mosel.
Die von der deutschen Wehrmacht gesprengte Bullayer Brücke wurde bevorzugt schon ab 1947 wieder aufgebaut. Fahrgäste auf der Strecke Koblenz-Trier und umgekehrt mussten in Eller aussteigen und mit Gepäck bis zum Tunnelmund auf der Alfer Seite laufen – geschätzte 8 km. Das nutzten zahlreiche St. Aldegunder junge Männer (aber sicher auch welche aus Bremm und Eller) für einen Nebenverdienst. Mit Leiterwagen und zweirädrigen Karren standen sie in Eller oder am Tunneleingang Alf und boten den Fahrgästen ihre Dienste als Gepäcktransporteure an. Es wurde berichtet, dass ältere Herrschaften sich teils auch auf die Karren setzen konnten.
Um die Mosel queren zu können, hatten die „Besatzer“ in Höhe der Alf-Bullayer Fähre eine Pontonbrücke gebaut. Man sieht im Hintergrund noch die „Winterschule“ in ihrem Original-Zustand, heute ein Appartment-Haus. Dort wurden die Söhne der Winzer im Winter von Fachlehrern in Sachen Weinbau und Weinausbau geschult.
Autor: Gerhard Schommers